VOLVOP1800 ES

Wieder mal hat es ein Schwede in die Halle geschafft und diesmal ist es ein wirklich besonderes Stück: Ein 1972er Volvo P1800 ES, alias “Schneewittchensarg”.
Der Wagen wurde vom Vorbesitzer aus den Staaten in die Schweiz importiert und hat über einen Umweg nach Spanien ein Upgrade des Interieurs erhalten, wie es sich der Besitzer vorgestellt hat. Uns gefällt die Arbeit auch aber der Innenraum ist natürlich nichts für Puristen.
Karosserie und Technik dürften dafür auch den empfindlichsten Liebhaber überzeugen - diese wurde in der Schweiz bearbeitet und das Ergebnis zeigt sich gerne aus jeder Perspektive. Der revidierte Zweiliter-Einspritzer läuft perfekt, die Gänge lassen sich sportlich verteilen und der Unterboden lässt absolut nichts zu wünschen übrig. Kein Rost, keine Beulen und keine undichten Stellen – wie es sich für einen aufwändig restaurierten Oldtimer gehört. Belege und Bilder der ausgeführten Arbeiten (ca. 65'000 CHF) sind vorhanden.
Die Originalfarbe nennt sich 113-2 Orange und steht dem Wagen richtig gut. Auch die Verglasung rundherum befindet sich in einem erstaunlich guten Zustand. Ein traumhafter Kombi, der noch etliche Jahre auf den Strassen unterwegs sein und hoffentlich auch den Kilometerzähler mehrfach über die Grenze hinaus drehen wird.
Details:
- 900 km
- 1. Inv. 31.12.1973
- Veteranen-MFK 04.03.2022
- 1985 ccm R4 Motor
- 115 PS
- Farbcode 113-2 Orange
- Typenschein X
- Stammnummer 314.007.797
- Chassis 183 635 300 7442
- Leergewicht 1'300 kg
- Zuladung 200 kg
Modellgeschichte:
Volvo-Chefdesigner Jan Wilsgaard wurde die grosse Aufgabe zuteil, den P1800 einer Modellpflege zu unterziehen und das alte 50er-Jahre Design in einen modernen Shootingbrake zu integrieren, welcher im August 1971 in Paris vorgestellt wurde. Es gelang ihm perfekt, die verchromten Heckflossen zu minimieren und die sportlichen Linien in Verbindung mit skandinavischer Glaskunst in den 1800 ES zu packen. Dank tiefer Bauweise und langer Motorhaube sah der neue Sportwagen mit Kombiheck schon im Stand schnell aus.
Der einzigartige Wagen wurde schnell zur Legende, und wie jede Legende im Fahrzeugbereich, hatte der 1800 ES Kosenamen. Auf der ganzen Welt wird der Wagen heute noch als „Schneewittchensarg“, „fliegender Kofferraum“ oder gläserne „Rakete“ bezeichnet – alle drei Namen hat der Wagen verdient. Der schnelle Schwede verbarg hinter den riesigen Scheiben das damals grösste Gepäckabteil im ganzen Sportwagen-Reich. Satte 1’020 Liter passten in die, mit Teppich ausgekleidete, für eine Prinzessin mehr als geeignete gläserne Vitrine. Wenn neben Golfbags und Tauchausrüstung auch noch Surfbretter Platz haben mussten, schaffte ein zusätzlich bestellbarer Dachträger Abhilfe.
Die Welt liebte den Wagen aber trotz schönem Design, guter Verarbeitung und edlen Farben wie Hellblau-Metallic, Grünblau-Metallic, Hellgelb oder Weiss konnten während der gesamten Bauzeit weltweit gerade mal 8’077 Fahrzeuge verkauft werden. Der Grund war wohl der Preis, denn der schöne Volvo kostete mehr als die amerikanische Corvette oder der deutsche Porsche 911. Auch die Power liess etwas zu wünschen übrig, denn das Konzept war dasselbe wie beim P1800, den 1957 Pelle Pettersson bei der Carrozzeria Frua designte: Schneller aussehen als fahren.
Der 2.0-Liter-Vierzylinder-Einspritzer mit 124 PS hatte weniger Leistung als ein BMW 2002 tii Touring und auch vom Elfer sah der Volvo häufig nur die Rückleuchten. Dafür war der 1800 ES äusserst zuverlässig und bot ab August 1972 als erster Sportler serienmässig Automatikgurte und Seitenaufprallschutz.
Volvo stand schon immer für Zuverlässigkeit und rührte damit auch die Werbetrommel. Der ultimative Beweis für die Langlebigkeit steht im „Guinness Buch der Rekorde“: Volvo-Kunde Irvin Gordon kaufte 1966 einen Volvo 1800 S und erreichte bis zu seinem Ableben 2018 damit einen nachvollziehbaren Tachostand von unglaublichen 5.23 Millionen Kilometern. Das entspricht über 130 Erdumrundungen.
Trotz der weltweiten Euphorie um den 1800 ES kommunizierte Volvo schon 1973 das Aus für das Glaskunstwerk. Der Grund? Die Konstruktion des 1800 war so veraltet, dass sie niemals die kommenden US-Sicherheitsbestimmungen erfüllen konnte.
- Bankfinanzierung möglich
- Besichtigung nur nach Terminvereinbarung
- Eintausch bei manchen Fahrzeugen möglich
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